Von Mathias Maurer
Werner Kuhfuss, Begründer der Kalliasschule und Werkstatt – Kindergärtner im Waldkircher Kindergarten Bienenkorb. Ein Porträt.
Von Mathias Maurer
Werner Kuhfuss, Begründer der Kalliasschule und Werkstatt – Kindergärtner im Waldkircher Kindergarten Bienenkorb. Ein Porträt.
Wie soziales Leben unter Kindern entsteht.
Wohl dem, der keinen vorgefassten Plan hat, nach dem er den Willen der Kinder lenkt. Und wohl dem, der Geduld hat und Vertrauen in die kommenden Individualitäten, die im Heranwachsen zu zeigen vermögen, was sie im Himmel für ihr Erdenleben vorbereitet haben. Welcher Plan sollte das in sich haben, was erst im Kommen aus dem Unbekannten sich erweisen kann? Ein lebendiges Gewimmel ist es, das wir anzuschauen haben, so wir allen Plan da lassen, wo er hin gehört, ins Vergessen den Kindern gegenüber.
Das Spiel ist die Arbeit des Kindes
In jedem Augenblick des frei gewählten Spieles
sammelt das Kind nicht nur Erfahrungen
mit Materialien, Prozessen und Produkten,
sondern es bildet Leib, Seele und Geist aus
zu einem intelligenten Instrument des Lernens
und der späteren Lebensbewältigung.
Jedes Kind hat in sich einen Sinn für das Sinnvolle.
In einer vorbildhaften und tätigen Umgebung
wird so das Spiel des kleinen Kindes
die Grundlage aller späteren Bildung und Ausbildung.
Im echten, das heisst im freien Spiel
erwirbt sich das Kind die Quelle der Lebensfreude
und damit die innere und verjüngende Willenskraft
für das ganze spätere Leben
bis ins hohe Alter hinein
dann, wenn es umgeben ist von tätigen, vorangehenden
erwachsenen Menschen.
Das ist auch das Motto der Pädagogik in unserem Kindergarten Bienenkorb
Der Eine: „Wie können Sie glauben, im Umgang mit den kleinen Kindern gänzlich auf pädagogische Formen verzichten zu können? Eine solche Formlosigkeit führt doch zu einem völligen Chaos. Der Wille der Kinder muss in diesem Alter nach meiner Auffassung durch die Bildung von guten Gewohnheiten auf das spätere Leben vorbereitet werden.“
Der Andere: „Lieber Freund, ich habe ganz andere Erfahrungen, und dies durch einige Jahrzehnte und mit vielen Kindern. Ich will es so sagen, damit Sie einen Vergleich haben: Wie gehen Sie mit Ihrer Frau, mit Ihren Freunden und Arbeitskollegen um? Haben Sie Ihnen gegenüber pädagogische Absichten und Formen? Natürlich nicht. Und sind sie deshalb im Umgang miteinander chaotisch und formlos? Doch hoffentlich nicht. Was aber gibt Struktur und Form, wenn es nicht pädagogische Absicht ist? Es ist der Respekt, der durch die Wahrnehmung der jeweiligen Persönlichkeit entsteht, der Form und Gestalt im Umgang miteinander gibt. Nichts anderes geschieht bei uns im Umgang mit den kleinen Kindern.“ Lesen fortsetzen
Vorbemerkung: Dieser Text setzt Begriffe der Anthroposophie Rudolf Steiners voraus.
Will man Menschen gefügig machen, so geht das am besten, indem man ihnen unter Umgehung der Einsichtsfähigkeit passende Gewohnheiten einprägt. Nicht wenige Pädagogen sind der Ansicht, das was sie als gute Sitten ansehen, gehöre den Kindern beizeiten als Gewohnheiten eingeprägt. Denn, so meinen sie, einmal sei ein gutes Verhalten wichtig für das spätere Leben und entsprechende Gewohnheiten seien die Grundlage dazu. Und zum anderen könnten ja Kinder nicht wirklich aus Einsicht handeln.
Es wird meistens übersehen, dass die Kinder, wenn sie in den Kindergarten kommen, aus einer sehr nahen und intimen Struktur, der der Familie, zunächst einmal herausgerissen, dadurch also verwundet sind. In einer intakten Familie lebt das Kind im Spannungsfeld der Polarität von Vater und Mutter mit entsprechenden Zuneigungen und Geborgenheiten.
Der Wolf, der Vielfrass, kommt auf die Idee, was er gefressen hat, auch dokumentieren zu wollen. Dann, meint er, habe er gleichsam doppelt gefressen – mit dem unersättlichen Bauch und auch mit einem nachzulesenden Buch. Er denkt, was er gefressen hat, hinterlässt doch nach einer Weile wieder Hunger. Was im Buch aber aufgeschrieben sei, das könne er immer wieder geniessen. Denn sein Wahlspruch ist: Wer hat, der hat. Und weil er immer auch geizig ist und an dem zweifelt, was er hat und ob er genug hat, will er nun doppelt haben, das Gefressene und das Geschriebene.
Heute leben wir in einer Zivilisation, in der auch noch Kultur existiert, meist als Nachklang der Vergangenheit. Was aber ist Kultur, was Zivilisation und wie verhalten sie sich zueinander?
Alle Zeichen der gegenwärtigen Zivilisation deuten auf eine sich anbahnende Katastrophe. Diese wird alle Völker, alle Erdteile, sie wird die Menschheit und die ganze Erde ergreifen. Eines ihrer Kennzeichen ist auch, was zunächst widersprüchlich erscheint, eine unübersehbare Fülle von scheinbaren oder wirklichen Hinweisen, wie diese Katastrophe zu vermeiden wäre. Dieser Aufsatz, diese Zeitschrift, machen davon keine Ausnahme. Ein neu erschienenes Buch mit dem Titel „Kollaps“ sollte hier beachtet werden, nach der Rezension im „Spiegel“ Nr. 50/2005 (Verfasser Jared Diamond). Es belegt ausführlich anhand der Darstellung vieler vergangener Kulturen, was zu deren Zusammenbruch geführt hat.